Ambulante Sozialpsychiatrie: Impulse für russische Fachkräfte


Eine sechsköpfige Delegation aus Russland besuchte vergangene Woche das Sozialkontor. Im Fokus der dreitägigen, vom Sozialkontor und dem Verein Perspektiven organisierten, Studienreise standen ambulante Unterstützungsangebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Diese haben das Ziel, Inklusion, soziale Teilhabe sowie die Eigenständigkeit der Betroffenen zu fördern.

In Russland existieren kaum solche Angebote – Menschen mit psychischen Erkrankungen stehen dort überwiegend im Abseits. „Bei uns gibt es fast nur die pauschale Unterbringung in geschlossenen Heimen und Anstalten“, sagte Masha Ostrovskaja, Mitglied der Heimreform-AG beim Ministerium für Arbeit und Sozialschutz Russlands. Um die Situation vor Ort zu verbessern und Einfluss auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu nehmen, engagieren sich die Reiseteilnehmenden in verschiedenen Gremien und Reformgruppen.

Für diese Arbeit lieferte der Aufenthalt in der Hansestadt wichtige Impulse. So lernte die Reisegruppe etwa in den Treffpunkten Kirchdorf-Süd und Wilhelmsburg des Sozialkontors konkrete Leistungen im Rahmen der Ambulanten Sozialpsychiatrie (ASP) kennen, bei denen die Besonderheiten der jeweiligen Stadtteile berücksichtigt werden. „Wir bieten unseren Nutzer*innen die Assistenz, die sie brauchen, um ihr Leben in ihrem eigenen Zuhause und ihre Lebenssituation selbstbestimmt zu meistern“, sagt Sabine Derr, Bereichsleitung Ambulante Sozialpsychiatrie beim Sozialkontor.

Zudem erhielten die Gäste einen Einblick in die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) des Trägers Hamburgische Gesellschaft für Soziale Psychiatrie, einem Beratungsangebot für Menschen mit psychischen Erkrankungen auf der Grundlage des Bundesteilhabegesetzes (BTHG). Bei Arinet, einem Arbeitsintegrationsnetzwerk, das die Teilhabe von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen am Arbeitsmarkt unterstützt, konnten sie sich ein Bild von Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich der beruflichen Rehabilitation machen. Abschließend besichtigten sie dann ein Wohnangebot für Menschen mit komplexerem Unterstützungsbedarf des Freundeskreises Ochsenzoll.

„Wir haben viele Eindrücke gesammelt und werden den Kontakt zu den Kolleg*innen aus Hamburg in den kommenden Monaten vertiefen – denn wir haben noch einen weiten Weg vor uns“, sagte Anna Bitova, Direktorin des Zentrums für Heilpädagogik in Moskau.