„Inklusion ist ein Menschenrecht, keine Nettigkeit. “


Katrin Schönfeld bei einer Veranstaltung im Freien. Sie trägt eine gesteppte Jacke und ein gemustertes Oberteil, lacht herzlich und schaut leicht zur Seite. Aufnahme in Schwarz-Weiß.

Katrin Schönfeld

Katrin Schönfeld ist Mitglied im Inklusionsbeirat Wandsbek. Zudem engagiert sie sich bei den Kämpfern von Hamburg, die regelmäßig im Treffpunkt HH-Ost Mahlhaus zusammenkommen und vom Sozialkontor unterstützt werden. 


Interview mit Katrin Schönfeld vom Inklusionsbeirat Wandsbek, die sich auch bei den vom Sozialkontor unterstützten Kämpfern von Hamburg engagiert.

Seit April 2025 ist im Bezirk Wandsbek ein neuer Inklusionsbeirat im Amt, es ist der mittlerweile vierte in Hamburgs Nordosten. Katrin Schönfeld rückte in der vergangenen Amtszeit als Vertreterin nach, jetzt wurde sie direkt als Mitglied in den Beirat berufen. 

 

Frau Schönfeld, erstmal herzlichen Glückwunsch zur Berufung. Können Sie kurz erklären, was der Inklusionsbeirat ist und welche Aufgaben er hat?

Der Inklusionsbeirat besteht aus rund 15 stimmberechtigten und mehreren beratenden Personen, darunter Mitglieder von Parteien, dem Bezirksamt sowie dem Senioren- und Migrationsbeirat. Wir beraten zu Projekten im Stadtteil, etwa wenn der Hamburger Sportbund oder Moia Pläne vorstellen. Unser Fokus liegt darauf, Barrieren sichtbar zu machen und Verbesserungen anzuregen.

Welche Themen sind Ihnen persönlich besonders wichtig?

Inklusion ist ein Menschenrecht, keine Nettigkeit. Barrierefreiheit muss für alle gelten – nicht nur für Menschen im Rollstuhl, sondern auch für blinde, gehörlose oder kleinwüchsige Menschen. Alle können plötzlich auf Barrierefreiheit angewiesen sein.

Wie oft kommt der Beirat zusammen und wo sind die Treffen?

Wir treffen uns fünfmal im Jahr im barrierefreien Bürgersaal Wandsbek. Dort gibt es höhenverstellbare Tische, Mikrofone und Dolmetsch-Angebote. Wer sprechen möchte, nutzt ein Mikrofon. Auch Schwerhörige erhalten Unterstützung durch Schriftdolmetscher.

Gibt es derzeit Mitglieder, die Leichte Sprache benötigen?

Derzeit nicht. Sollte bei Gästen im Publikum Bedarf bestehen, muss das vier Wochen vorher angemeldet werden. Diese Regelung sehe ich kritisch. Wer auf Leichte Sprache angewiesen ist, kann das oft nicht ohne Unterstützung organisieren. Das schafft unnötige Hürden, zum Beispiel durch zusätzliche Behördengänge für Betroffene und ihre Assistenzen. Wenn ein Beiratsmitglied Leichte Sprache benötigt, ist ganz selbstverständlich eine Dolmetscherin dabei. Auch für unser gehörloses Mitglied stehen immer zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen zur Verfügung, die sich abwechseln. Ich fände es besser, wenn solche Angebote immer verfügbar wären – echte Inklusion sollte niemanden ausschließen.

Welche Hürden sehen Sie noch?

Die Technik für hybride Sitzungen fehlt. Menschen, die nicht mobil sind, bleiben so außen vor. Auch Gäste ohne Einladung kommen selten, obwohl die Sitzungen öffentlich sind. Vielen ist gar nicht bewusst, dass es den Beirat gibt.

Wer kann sich mit Anliegen an den Beirat wenden?

Alle mit Wohnadresse im Bezirk Wandsbek. Anliegen können eingebracht und diskutiert werden, entweder schriftlich per E-Mail oder direkt vor Ort während einer Sitzung. Ansprechpartner ist aktuell Anton Leo vom Bezirksamt. (Anmerkung der Redaktion: E-Mail-Kontakt für Anfragen an den Inklusionsbeirat: inklusion@wandsbek.hamburg.de).

Gab es schon konkrete Erfolge?

Wir haben es geschafft, dass Barrierefreiheit in Planungen stärker mitgedacht wird. Auch wenn noch viele Hindernisse bestehen, ist das Bewusstsein gewachsen.

Zum Schluss: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Mehr Sichtbarkeit und echtes Mitdenken von Inklusion. Es reicht nicht, wenn wir unter uns bleiben. Barrierefreiheit beginnt im Kopf – und sollte selbstverständlich sein.

 

Interview: Kati Imbeck