Geschätzt haben 1,3 Millionen Menschen in Deutschland eine rechtliche Betreuung. Durch Selbstvertretungsgruppen von Menschen mit Betreuungserfahrung könnten es weniger werden. Gute Erfahrungen machte etwa das Pilotprojekt „Stark im Betreuungsrecht – Selbstvertreter*innen werden aktiv“ vom Betreuungsgerichtstag e.V. in Bochum. Weitere Gruppen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen sind in Planung.
Die Projekte sollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Menschen mit Einschränkungen Dinge eigenständig regeln können. „Unser Ziel ist, dass Menschen mit Betreuungserfahrung ihre Rechte kennen und eine Kultur der Selbstvertretung und gegenseitigen Unterstützung vorfinden“, sagt Koordinatorin Sara Falkenstein. „Das stößt auf großes Interesse. Die Menschen sind bereit, sich für ihre Rechte einzusetzen.“ An den offenen Gruppentreffen nehmen jedes Mal 13 bis 18 Menschen teil. Alle entscheiden selbst, in welchem Umfang sie sich einbringen. In Schulungen werden Infos weitergegeben, denn viele Teilnehmende sind noch gar nicht über die aktuelle Lage nach der Reform im letzten Jahr informiert. Hier können sie Fragen stellen, sich austauschen und Forderungen entwickeln. Gemeinsam erarbeiten sie zudem Schreiben in Leichter Sprache, mit denen sie ihre Einwilligungsfähigkeit nachweisen können, zum Beispiel bei Besuchen in Arztpraxen.
Mehr Infos und Kontakt: sara.falkenstein@
Auch interessant: Betreuungsrecht im Wandel: Stärkt das 2023 reformierte Betreuungsrecht die Selbstbestimmung? Ein Gastbeitrag der Rechtsanwältin Patricia Albers.