Wer Menschen mit Behinderung professionell unterstützt, kommt an dem Konzept nicht vorbei: Sozialraumorientierung. Es ist unter anderem im Bundesteilhabegesetz (BTHG) verankert und gilt als wichtiger Grundsatz der individuellen Assistenz. Der Mensch steht im Mittelpunkt und soll dabei unterstützt werden, Möglichkeiten in seinem sozialen Umfeld zu nutzen, um seinen Alltag selbstbestimmt zu gestalten. Wie genau das in der Praxis aussieht, ist so verschieden wie die Menschen selbst. Gelungene Beispiele sind etwa Bouldern in einer Kletterhalle, die Teilnahme an einem Tanz-Workshop oder der Besuch einer Selbsthilfegruppe.
Doch oft erschweren Barrieren die Möglichkeiten der sozialräumlichen Teilhabe. »Wenn unsere Mitarbeitenden Menschen mit Behinderungen dabei begleiten, Aktivitäten in ihrem sozialen Umfeld zu planen, stellen sie häufig fest, dass diese für sie nicht zugänglich sind«, berichtet Michael Wild, Leiter Strategie- und Organisationsentwicklung im Sozialkontor. Ulrike Stelljes, Leitung Teilhabe mit Assistenz der Stiftung Das Rauhe Haus, betont: »Ein wichtiger Part unserer Arbeit ist es daher, die Zugänglichkeit zu verbessern, indem wir Veränderungen in sozialen Räumen anstoßen – etwa durch Netzwerkarbeit und Kooperationen mit anderen Organisationen.« Ein Beispiel: das Stadtteilhaus Brakula in Bramfeld, das im Zuge einer Kooperation mittlerweile eine inklusive Disco anbietet, die bei Menschen mit Behinderung und Menschen ohne Behinderung gleichermaßen beliebt ist.
Solche Beispiele guter Praxis zu teilen und einander zu inspirieren – dafür bietet der Fachtag »Soziale Räume miteinander gestalten« am 26. Februar 2025 Raum. »Ziel ist es, Brücken zu schlagen hin zu der vom Gesetz beabsichtigten Sozialraumorientierung und dem echten Leben«, so Michael Wild, der den Fachtag zusammen mit Ulrike Stelljes initiiert hat. Auf dem Programm steht zunächst ein Impulsvortrag, bei dem Wissenschaftlerinnen die Grundlagen von Sozialraumorientierung rechtlich, fachlich und theoretisch einordnen. Anschließend haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in drei verschiedenen Workshops auszutauschen und neue Impulse für ihre Arbeit zu entwickeln.
Neben dem Abbau von Barrieren und den Potenzialen von Netzwerkarbeit liegt ein besonderer Fokus auf den Chancen für Menschen mit Behinderung, die Strukturen sozialer Räume selbst zu gestalten. So beschäftigt sich ein Workshop mit Mitbestimmung und stellt bessere und schlechtere Beispiele aus der sozialräumlichen Arbeit vor. Die Teilnehmenden erarbeiten Ideen und mögliche Kriterien für eine partizipative Praxis. Dabei macht der Workshop selbst vor, wie es gehen kann: Die Leitung übernimmt ein*e Nutzer*in der Leistungen des Rauhen Hauses gemeinsam mit Kendra Eckhorst, Koordinatorin für Barrierefreiheit und Bildung im Bereich Freizeit und Kultur beim Rauhen Haus.
Anmeldungen zum Fachtag sind bis zum 31. Dezember 2024 möglich. Mehr Infos: www.sozialeräume.de